PCB (Polychlorierte Biphenyle)

PCB ist ein rein synthetisches Produkt und ist eine Gruppe von 209 organischen Verbindungen, auch PCB-Kongenere genannt, deren äußere Bindungsstellen in unterschiedlichem Maße und Kombination von Chloratomen besetzt sind. PCB sind herstellungsbedingt mit polychlorierten Furanen (PCDF) und polychlorierten (PCDD) verunreinigt. Auch die Nachfolgematerialien (Chlorparaffine) werden kritisch gesehen.
PCB wurde seit 1929 bis zum Verbot durch die Chemikalienverbotsverordnung im Jahr 1989 in Deutschland verwendet und ist auch heute noch in vielen Gebäuden zu finden.

Verwendung

Die physikalischen und chemischen Eigenschaften von PCB (Polychlorierte Biphenyle) sind geringe Wärmeleitfähigkeit, hohe Dielektrizitätskonstante, hoher Siedepunkt, gute Alterungs- und Temperaturbeständigkeit sowie geringe Entflammbarkeit. Aus diesem Grund fand PCB eine breite technische Anwendung in geschlossenen Systemen als kaum brennbare Isolationsflüssigkeit (Dielektrikum) in Transformatoren und Kondensatoren oder auch in offenen Systemen als Weichmacher für Kunststoffe, Kunstharze, Klebstoffe, Imprägniermittel für Holz und Papier oder als Flammschutzmittel für Farben und Lacke. Im Baubereich kamen PCB durch Thiokoldichtungsmassen in großem Umfang bei Gebäudetrennfugen, Fugen von Betonfertigteilen, bei Sanitärfugen und Anschlußfugen von Türen und Fenstern zur Anwendung. Auch für Trennhilfen (Schalöle) im Beton wurden PCB verwendet.

Da PCB’s schwerflüchtig sind und sie so in die Raumluft gelangen , gibt es neben den Primärquellen (z.B. Dichtmassen, Anstriche, Kunstharze, Klebstoffe, Kondensatoren, Transformatoren) auch Sekundärquellen (z.B. Anstriche, Bodenbeläge, abgehängte Decken, Mobiliar, Gardinen, Hausstaub  u.ä.).
PCB’s gelangen außerdem auch durch Ausdünstungen von PCB-haltigen Außenfugen oder anderen Außen-Primärquellen in die Umwelt und sind daher, da sie biologisch nicht abbaubar sind, als dauernde Grundbelastung im Grundwasser und in Lebensmitteln zu finden. Besonders belastet sind tierische Lebensmittel insbesondere fettes Fleisch und Fisch (Aale, Makrele, Lachs, Heilbutt Barben, Karpfen).

Gesundheitsgefährdung, Einstufungen

Das gesundheitliche Risiko steigt mit der PCB-Konzentration in der Raumluft. Eine Risikobewertung und die Dringlichkeit einer Sanierung richten sich daher nach der Höhe der Belastung in der Innenraumluft, wobei die Belastung bei höheren Temperaturen ansteigt.

Bei einer üblichen Aufenthaltsdauer von 8 Stunden im Raum ist eine Raumluftkonzentration unter 300 ng PCB/m³ Luft langfristig tolerabel.
Bei Werten zwischen 300-3000 ng/m³ müssen durch Quellensuche, zwischenzeitlich gründliche und regelmäßige Reinigung und Lüftung der Räume, Maßnahmen wie z.B. abdichtende Anstriche und/oder Abdeckung von Primärquellen die Raumluftwerte auf unter 300 ng/m³ Luft abgesenkt werden.
Bei Werten über 3000 ng/m³ Luft (bei dem Kongener 118 gilt ein Grenzwert von 10 ng/m³) sind Sofortmaßnahmen (Sanierung) notwendig.
Liegen die Werte länger als 3 Monate über 300 ng/m³ dürfen die Räume nicht mehr betreten werden.

Für die Beschäftigung werdender Mütter (PCB’s sind plazentagängig) wurde ein Richtwert von 900 ng/m³ bei 8-stündiger Arbeitszeit festgelegt. Liegen die Werte darüber besteht für die Schwangeren ein Beschäftigungsverbot. Auch bei Bluttests gilt für Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter ein besonders strenger Vorsorgewert von 3,5 Mikrogramm pro Liter Blut.

  • Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut kann zu Gesundheitsschäden führen.
    Kann die Atemwege, Verdauungswege, Augen und Haut reizen: z.B. Brennen, Augentränen, Jucken.
    Vorübergehende Beschwerden wie Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit können auftreten.
  • Kann Gesundheitsstörungen wie Akne, Verdauungsstörungen, Leberschaden, Blutbildveränderungen, Gemütsstörungen verursachen.
  • Eine krebserzeugende Wirkung von PCB wird vermutet!
  • PCB kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen!
  • PCB kann das Kind im Mutterleib schädigen!
  • Reichert sich im Körper an.

EU-GHS-Einstufung nach Verordnung (EG) 1272/2008: * Mindesteinstufung
- Spezifische Zielorgan-Toxizität (wiederholte Exposition), Kategorie 2*; H373
- Gewässergefährdend, Akut Kategorie 1; H400
- Gewässergefährdend, Chronisch Kategorie 1; H410
- Signalwort: "Achtung"
...
TRGS 905 (Verzeichnis krebserzeugender, keimzellmutagener oder reproduktionstoxischer Stoffe):
K2        Krebserzeugend EG-Kategorie 2: Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis geben
RD1B   Entwicklungsschädigend EG-Kategorie 1B: Stoffe, die als entwicklungsschädigend für den Menschen angesehen werden sollten
RF1B    Fruchbarkeitsgefährdend EG-Kategorie 1B: Stoffe, die als beeinträchtigend für die Fruchtbarkeit des Menschen angesehen werden sollte
...
weiter siehe GESTIS-Stoffdatenbank / PCB, TRGS 905

Für die Bewertung und Sanierung von PCB-belasteten Baustoffen und Bauteilen in Gebäuden ist die PCB-Richtlinie zu beachten (eingeführt als Technische Baubestimmung, s. MVVTB, A3 Hygiene, Gesundheit, Umweltschutz).

Entsorgung

Ihre schädlichen Eigenschaften für Gesundheit und Umwelt wurden erst später erkannt. Der Einsatz von PCB in offenen Systemen wurde bereits 1978 gesetzlich untersagt. In diesem Bereich wurden für z. B. Klebstoffe, Anstrichmittel, Dichtungsmassen ca. 24.000 t PCB eingesetzt. Über den Verbleib dieser Menge liegen keine genaueren Kenntnisse vor, es ist aber davon auszugehen, dass der größte Teil mit dem Hausmüll entsorgt wurde. In den geschlossenen Systemen wurden insgesamt 59.000 t PCB eingesetzt, wobei 46.500 t PCB auf die Elektroindustrie und 12.500 t auf Hydraulikflüssigkeiten für den Steinkohlenbergbau entfielen.
PCB-haltige Baustoffe sind als gefährliche Abfälle eingestuft und getrennt zu entsorgen. Aufgrund der großen Anwendungsbreite und der fehlenden Kennzeichnung von PCB-haltigen Produkten war und ist eine ordnungsgemäße Entsorgung der PCB-Abfälle auf getrennten Wegen kaum möglich. Eine kontrollierte PCB-Entsorgung ist nur durch Verbrennen mit sehr hohen Temperaturen oder eine Einlagerung untertage möglich. PCB-Flüssigabfälle können durch Hydrierung entsorgt werden. Die Behandlung mit metallischem Natrium nach einem Verfahren der Fa. Degussa ist ebenfalls möglich. Die großtechnische Umsetzung dieses Verfahrens ist nicht erfolgt.

siehe auch:
Schadstoff, Gefahrstoff, GefStoffV

Externe Links und Quellen

12/2023