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Formaldehyd - Eigenschaften, Verwendung, Regelung, Sanierung

Dr. Gerd Zwiener, Sachverständigen-Büro Dr. Zwiener, 2015 / aktualisiert Dezember 2016


Eigenschaften

Der Name Formaldehyd leitet sich von „formica“ ab, lateinisch für Ameise, daher der frühere Name „Ameisenaldehyd“. Formaldehyd (chemische Bezeichung Methanal) ist ein bei Zimmertemperatur gasförmiger Stoff, der einen säuerlich-stechenden Geruch aufweist und bereits in geringen Konzentrationen wahrgenommen wird. Formaldehyd löst sich gut in Wasser, die 37 %-ige Lösung heißt Formalin. Als der „einfachste“ Vertreter der Stoffgruppe der Aldehyde wird Formaldehyd wegen seines niedrigen Siedepunktes (- 19 °C) definitionsgemäß nicht zur Gruppe der VOC (volatile organic compounds = flüchtige organische Verbindungen) gezählt, sondern zur Gruppe der VVOC (very volatile organic compounds = leichtflüchtige organische Verbindungen). Die Unterscheidung zwischen VOC und VVOC erfolgt nicht unter gesundheitlichen Gesichtspunkten, sondern ist rein messtechnisch begründet.

Seit fast 150 Jahren wird Formaldehyd für die Herstellung und Verarbeitung industrieller Produkte verwendet. Obwohl der Stoff eine nachweislich krebserzeugende Wirkung auf­weist, ist der Einsatz der Chemikalie bis heute nicht verboten – im Unterschied zu anderen Gebäude-Schadstoffen wie Asbest oder PCB. Wegen seiner hohen Reaktivität ist Formaldehyd nach wie vor ein bedeutendes Basisprodukt der chemischen Industrie und Ausgangsstoff für viele andere chemische Substanzen.

Heute wird Formaldehyd in erster Linie zur Herstellung von Leim- und Tränkharzen für Holzwerkstoffe und Dekorfolien, für thermoplastische Kunststoffe sowie als Hilfsmittel in der Textil-, Leder-, Pelz-, Papier- und Holzindustrie eingesetzt. Kosmetika, die Formalde­hyd oder Formaldehyd-Abspalter enthalten, müssen ab einer Formaldehyd-Konzentration von mehr als 0,05 % den Hinweis „enthält Formaldehyd“ tragen.

Zur Herstellung von Kunststoffen wird Formaldehyd seit mehr als 100 Jahren verwendet. Bakelit®, ein duroplastischer Kunststoff auf Basis Phenol-Formaldehyd-Harz, wurde 1905 von dem belgischen Chemiker Baekeland entwickelt und war der erste industriell herge­stellte Kunststoff überhaupt. Im Unterschied zu dem spröden Bakelit® handelt es sich bei Polyoxymethylen (POM) um einen thermoplastischen Kunststoff, der durch Polymerisation von Formaldehyd hergestellt wird. POM wird vielfältig eingesetzt, u. a. für Möbelbeschlä­ge. Paraformaldehyd, ein weißes Pulver mit einem Formaldehydgehalt von etwa 92 % ist das kurzkettige Polymer des Formaldehyds und wird für die Fixierung von biologischen Geweben verwendet.

Wegen der breiten bioziden Wirkung wird Formaldehyd im Gesundheitswesen zur Desin­fektion eingesetzt. In der Pathologie und Anatomie dient Formaldehyd traditionell zur Härtung und Konservierung von Gewebeproben. Wegen der nachweislich krebserzeu­genden Wirkung soll Formaldehyd für routinemäßige Flächendesinfektionsmaßnahmen im Gesundheitswesen nicht mehr eingesetzt und durch andere Wirkstoffe ersetzt werden [VAH 2007].

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Auszug aus:
Formaldehyd - Eigenschaften, Verwendung, Regelungen, Sanierung -, Dr. Gerd Zwiener, Sachverständigen Büro Dr. Zwiener, erstellt im Auftrag der Bayerischen Architektenkammer, 2015

Inhaltsverzeichnis

Formaldehyd - Eigenschaften

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Gesundheitliche Bedeutung - Innenraum-Richtwerte

Welche Wirkung hat Formaldehyd und wie wird es aufgenommen? Welche Richtwerte gelten und wie werden sie angegeben?
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Erkenntnisprozess zur Toxizität von Formaldehyd - von 1980 bis heute
Darstellung wichtiger Stationen des Erkenntnisprozesses zur Toxizität von Formaldehyd sowie die Entscheidungen deutscher und internationaler Behörden zur tolerablen Innenraumluft-Konzentration. ... → mehr

Gefahrstoffrecht

Arbeitsplatz-Grenzwerte und Einstufung
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Verwendung - Quellen für Formaldehyd im Innenraum

Holzwerkstoffe

  • Leimarten und Formaldehyd-Abgabe
  • geschlitzte bzw. genutete Akustikplatten
  • Möbel
  • Formaldehydfänger
  • Formaldehydfreie Leime

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Weitere Quellen für Formaldehyd im Innenraum

  • Schaum-Dämmplatten, Ortschaum
  • Anstrichmittel auf wässriger Basis und säurehärtende Lacke (SH-Lacke)
  • Mineralwolle-Dämmstoffe
  • Klebstoffe
  • Glasfaser-Vliese
  • Betonzusatzmittel
  • Formaldehyd in naturbelassenem Holz?

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Regelungen zur Formaldehydabgabe von Holzwerkstoffen

  • Gesetzliche Regelungen zur Formaldehydabgabe von Holzwerkstoffen (Deutschland, EU)

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  • Das französische VOC-Label

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  • Freiwillige Vereinbarungen zur Formaldehydabgabe von Holzwerkstoffen – Label

Blauer Engel, Österreichisches Umweltzeichen, natureplus-Label, Goldenes M
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Belastung der Innenraumluft

Trends, Beispielmessungen, mögliche Ursachen und Abhängigkeiten
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Raumluftmessungen

Voraussetzungen und Durchführung
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Sanierung formaldehydbelasteter Innenräume

  • Entfernen der Emissionsquelle
  • Abdichten der Emissionsquelle
  • Chemische Bindung des Formaldehyds
  • Sanierung mit Zimmerpflanzen?

... → siehe oben

Literatur

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