Produktgruppeninformation |
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BegriffsdefinitionUnter dem Oberbegriff Acrylharze oder Polyacrylharze werden wärmehärtbare, synthetische Harze zusammengefasst, die durch Polymerisation von Acrylsäureestern oder Methacrylsäureestern entstehen. Auch Copolymere mit Styrol oder Vinylestern gehören zu dieser Gruppe. Die Harze selbst sind viskose unvernetzte Polymere, die als Rohstoffe z.B. für Farben, Lacke und Kleber dienen. In den folgenden Informationen wird die Gruppe der Acrylate am Beispiel Polymethylmethacrylat (PMMA) behandelt. PMMA wurde 1929 unter dem Handelsnamen Plexiglas auf den Markt gebracht und wird zur Herstellung von Verglasungen und für transparente Teile verwendet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Wesentliche BestandteileDie chemische Struktur von PMMA ist relativ komplex. Die untenstehende Strukturformel zeigt einen der Abschnitte des Polymers (das Monomer), welche sich zum Polymer aneinanderreihen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
CharakteristikPolymethylmethacrylat (PMMA) ist ein glasklarer, thermoplastischer Kunststoff von guter Beständigkeit. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und GesundheitsrelevanzPMMA gilt als sehr beständig. Spezifische Umwelt- oder Gesundheitsgefahren sind nicht bekannt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
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Produktionsmengen und Verbrauchszahlen
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EinteilungssystematikDer Überbegriff der Polyacrylate umfasst zahlreiche Verbindungen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die Tabelle gibt eine Übersicht über die verschiedenen Acrylpolymere. Im Baubereich von Bedeutung sind PMMA und Acrylatharze.
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J. Falbe, M. Regitz (Hrsg.), Römpp Chemielexikon, 9. Auflage, Georg Thieme Verlag, New York, 1992 Produktionszahlen und Verbrauchszahlen: Consultic, Kunststoffe in Deutschland, Kurzfassung, PlasticsEurope, Brussels, 2010, plasticseurope |
Risikobetrachtung Lebenszyklusphasen |
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Planungs- und Ausschreibungshilfen |
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Umweltdeklarationen |
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Bewertungssystem |
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Technisches |
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Technische DatenTechnische Daten für Polymethylacrylat (PMMA). Bei den angegebenen Daten handelt es sich um typische Werte, bezogen auf die angegebenen Kunststoffe in Reinform. Die technischen Daten für spezielle Produkte können von den angegebenen Werten abweichen.
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BeständigkeitBeständig gegen Feuchtigkeit, Basen und Säuren, sehr beständig gegen Salzlösungen. Nicht beständig gegenüber Oxidationsmitteln und organischen Lösemitteln. | ||||||||||||
Referenz | ||||||||||||
Technische Regeln (DIN, EN)
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QuellenPhysikalische Eigenschaften: Produzentenangaben diverser Hersteller |
Literaturtipps |
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Rohstoffe / Ausgangsstoffe |
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HauptbestandteileAbb. 2.1.1 / Elementare Zusammensetzung PMMA Die untenstehende Tabelle zeigt die Zusammensetzung nach Elementen von Polymethylmethacrylat (PMMA) ohne Hilfsstoffe und Modifikatoren.
Polymethylmethacrylat wird ausschließlich aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Die geringe Menge mineralische Rohstoffe, die für die Herstellung verbraucht werden, stammen aus vorgelagerten Prozessen. Im Vergleich dazu sieht man, dass für die Herstellung des Polyesters Polycarbonat wesentlich mehr mineralische Rohstoffe verbraucht werden. Dieser Verbrauch stammt größtenteils aus der Energiebereitstellung für die Natronlaugenproduktion. Der Verbrauch an fossilen Rohstoffen ist vergleichbar hoch. Die Herstellung von PMMA benötigt jedoch deutlich mehr Kühlwasser. Beide Kunststoffe gehören zu den rohstoffintensiven Stoffen.
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Umwelt- und GesundheitsrelevanzAbb. 2.1.2 / Rohstoffherkunft PMMA Gewinnung der PrimärrohstoffeAlle Polyacrylate, auch Polymethylmethacrylat (PMMA) werden fast ausschließlich aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Die ökologischen Folgen der Gewinnung der fossilen Rohstoffe sind im zugehörigen Lexikonbegriff beschrieben. Zur Herstellung der äußerst giftigen Blausäure wird Ammoniak verwendet (zur Herstellung von Ammoniak -> Formaldehydharze). VerfügbarkeitMit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von Polyacrylaten und anderen Kunststoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe zur Herstellung von Polyacrylaten auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre. Verwendung von Recyclingmaterialien / ProduktionsabfällenProduktionsabfälle aus der PMMA-Produktion können wieder in der Produktion eingesetzt werden. RadioaktivitätPolyacrylate sind nicht radioaktiv. Landinanspruchnahme (Landuse)Die Erdölgewinnung und Verarbeitung beansprucht verhältnismäßig kleine Flächen. Allerdings können Tankerunfälle zu großräumigen Verschmutzungen führen. | |||||||||||||||||||||||
QuellenPlasticsEurope: Eco-profiles of the European Plastics Industry, Polymethyl methacrylate (PMMA), Brüssel, 2005 PlasticsEurope: Eco-profiles and Environmental Product Declarations of the European Plastics Manufacturers, Polycarbonate (PC), Brussels, 2011 |
Herstellung |
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Prozesskette | ||||||||||||||||||||||||||||
HerstellungsprozessZur Herstellung von monomerem Methylmethacrylat wird das Zwischenprodukt Aceton mit Blausäure (HCN) zu Acetoncyanhydrin umgesetzt. Dies ist ein kritischer Prozess, der in chemischen Großbetrieben stattfindet. Durch Polymerisation von Methylmethacrylat (MMA) entsteht Polymethylmethacrylat (PMMA). Das PMMA-Granulat wird an die verarbeitende Industrie geliefert, welche dieses zur Herstellung von Fertigprodukten (z. B. Oberlichter) verwendet. | ||||||||||||||||||||||||||||
Umweltindikatoren / HerstellungReferenz Graue EnergieDie Produktion von PMMA ist energieintensiv. Nachfolgende Tabelle gibt den Verbrauch an nicht-erneuerbarer Energie für die Produktion von 1kg Kunststoff inklusive Rohstoffabbau und Transporte wieder. Die Daten stammen aus den Ökoprofilen von PlasticsEurope (siehe Quellen). Auch PC ist energieintensiv in der Produktion.
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Charakteristische EmissionenDie Emissionen der Herstellung werden gemäß den Ökoprofilen von PlasticsEurope ausgewiesen (siehe Quellen).
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Maßnahmen GesundheitsschutzBei der Herstellung der Vorprodukte ist u.a. Blausäure (HCN) als Gefahrstoff mit erheblichem Risikopotential beteiligt. Blausäure ist als sehr giftig und hochentzündlich eingestuft. Auch in den verarbeitenden Betrieben entstehen Emissionen. Methylmethacrylat ist als Gefahrstoff eingestuft, es besteht die Gefahr der Sensibilisierung. In den verarbeitenden Betrieben sind umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen notwendig. Blausäure rein: Reine Blausäure ist als Flüssigkeit und als Dampf extrem entzündbar (H224), es besteht Lebensgefahr beim Einatmen (H330), sie ist sehr giftig für Wasserorganismen (H400) auch mit langfristiger Wirkung (H410). Blausäure gelöst: Gelöste Blausäure kann tödlich sein beim Verschlucken, Hautkontakt oder Einatmen (H300, H310, H330), sie ist sehr giftig für Wasserorganismen (H400) auch mit langfristiger Wirkung (H410). Methylmetacrylat ist als Flüssigkeit und als Dampf leicht entzündbar (H225), es verursacht Hautreizungen (H315) und kann allergische Hautreaktionen verursachen (H317), dazu kann es die Atemwege reizen (H335). | ||||||||||||||||||||||||||||
QuellenPlasticsEurope: Eco-profiles of the European Plastics Industry, Polymethyl methacrylate (PMMA), Brüssel, 2005 PlasticsEurope: Eco-profiles and Environmental Product Declarations of the European Plastics Manufacturers, Polycarbonate (PC), Brussels, 2011 |
Verarbeitung |
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Arbeitshygienische RisikenAllgemeinesRisiken bei der Verarbeitung auf der Baustelle entstehen nur bei Acrylharzen als Bindemittel von Bauchemikalien. Diese sind im Vergleich zu den 2K-Reaktionsharzen (Polyurethanharze, Epoxidharze) jedoch verhältnismäßig gering. Weitere Informationen zu Vorsichtsmaßnahmen und Gefährdungen sind ggf. in den zugeordneten Bauproduktgruppen enthalten. REACH / CLPReferenz
EmissionenBei der Verwendung von Acrylharz-haltigen Lacken und Beschichtungen sind produktspezifisch gesundheitlich relevante Emissionen möglich. | |
Nutzung |
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Umwelt- und Gesundheitsrisiken NeuzustandDer Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Produkte formuliert, die Acrylatharze enthalten. | |
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer NutzungSchadstoffabgabe / Emissionen in den InnenraumÜber eine Schadstoffabgabe aus Platten oder transparenten Bauteilen aus PMMA sowie aus ausgehärtetem Acrylharzbindemitteln sind keine Informationen verfügbar. Wie bei allen Reaktionsharzen, kann es bei unsachgemäßer Anwendung von Acrylharzen zu erheblichen, längerfristig wirkenden Emissionen kommen. | |
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im SchadensfallBrandfallPMMA brennt knisternd und gelbleuchtend unter geringer Rauchentwicklung. PMMA tropft nicht ab. Es verbrennt nahezu rückstandsfrei. Besondere Belastungen durch Brandgase aus PMMA sind nicht bekannt. Bei erhöhten Brandschutzanforderungen muss PMMA mit Brandschutzadditiven ausgerüstet werden. Solche Acrylgläser können giftige Brandgase entwickeln. Weitere Informationen sind ggf. in den zugeordneten Bauproduktgruppen enthalten. WassereinwirkungPMMA ist wasserbeständig, mit Schäden durch Wassereinwirkung ist nicht zu rechnen. | |
Beständigkeit NutzungszustandPolymethylmethacrylat gilt als sehr beständig. Beispielsweise geben Hersteller von transparenten Platten aus PMMA bis zu 10 Jahre Garantie auf die Produkte. PMMA ist beständig gegen Feuchtigkeit, Basen und gegen Säuren, sehr beständig gegen Salzlösungen. Es ist nicht beständig gegenüber Oxidationsmitteln und organischen Lösemitteln. Über die Beständigkeit von Lackfilmen auf Basis von Acrylaten siehe auch unter diversen Dispersionsfarben in der Baustoffgruppe Farben und Lacke. Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“. | |
InstandhaltungFür die Reinigung von transparenten PMMA-Scheiben sind mechanische Verfahren nicht geeignet, da die Gefahr des Verkratzens besteht. Hersteller empfehlen die Reinigung großer Flächen mit dem Hochdruckreiniger. | |
Nachnutzung |
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Wiederverwendung / Wiederverwertung / BeseitigungReferenz | ||
Umwelt- und Gesundheitsrisiko RückbauBei einem geordneten Rückbau kommt es zu keinen besonderen Umwelt- oder Gesundheitsrisiken. | ||
WiederverwendungPMMA kann nach der Nutzung prinzipiell wiederverwendet werden. Allerdings ist eine Wiederverwendung von Formteilen schwierig; es müsste in jedem Einzelfall eine neue Verwendung gefunden werden, die nach den exakt gleichen Abmessungen verlangt. | ||
Stoffliche VerwertungEine stoffliche Verwertung von PMMA nach der Nutzungsphase ist technisch möglich. Altmaterial aus PMMA kann nur bei kleinem Fremdanteil und hoher Sortenreinheit stofflich verwertet werden. Beide Voraussetzungen sind beim Rückbau von Gebäuden sehr schwer erfüllbar. Zudem ist PMMA als Baustoff unbedeutend, sodass eine stoffliche Verwertung nicht wirtschaftlich wäre. Im Automobilsektor existiert ein Beispiel für das Recycling von PMMA-Produkten. Für qualitätsgesicherte Recyclate aus PMMA sind jedoch aufwendige Aufbereitungs- und Compoundierungstechnologien notwendig. | ||
Energetische VerwertungProdukte aus Polyacrylaten besitzen einen relativ hohen Heizwert und sollten daher in Verbrennungsanlagen mit hohem Energienutzungsgrad energetisch verwertet werden. Spezielle Emissionen oder Rückstände sind, abgesehen von den Flammschutzmitteln, nicht zu erwarten. Der Heizwert von PMMA beträgt gemäß Ökoprofil von PlasticsEurope rund 43 MJ / kg PMMA. | ||
Beseitigung / Verhalten auf der DeponieGemäß TA-Siedlungsabfall 2005 dürfen Abfälle aus Polyacrylaten nicht abgelagert werden. Abfälle, die Polyacrylharze als Beschichtung oder Bindemittel enthalten und nicht verwertet werden können, dürfen nur auf Deponien abgelagert werden, wenn sie Grenzwerte für den organischen Anteil einhalten. Gemäß Anhang B der TA-Siedlungsabfall sind 3 Masse-% organisches Material erlaubt für Deponien der Deponieklasse I und 5 Masse-% für Deponien der Deponieklasse II. Über das Langzeitverhalten von Polyacrylaten in Deponien sind keine Informationen verfügbar. | ||
EAK-Abfallschlüssel
Weitere mögliche EAK-Abfallschlüssel aufgrund der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten sind ggf. in den zugeordneten Bauproduktgruppen enthalten. | ||
QuellenPlasticsEurope: Eco-profiles of the European Plastics Industry, Polymethyl methacrylate (PMMA), Brüssel, 2005 |