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1.1.1 Referenz

Begriffsdefinition

Acrylat-Dichtstoffe und -Klebstoffe sind Ein-Komponenten-Systeme, in der Regel auf Dispersionsbasis aus Polyacrylaten. Die Härtung erfolgt durch das Verdunsten des Wassers. Damit das Wasser abgegeben werden kann und sich ein duchgehender Film bildet, muss eine Mindesttemperatur eingehalten werden. Bei der Härtung reduziert sich das Volumen des Dicht- oder Klebstoffes.

Wesentliche Bestandteile

Acrylat-Dicht- und -Klebstoffe bestehen aus Polyacrylestern (Bindemittel), mineralischen Füllstoffen, Pigmenten, Wasser und Hilfsstoffen. Als Lösungsvermittler und Weichmacher enthalten Acrylat-Dichtstoffe oft auch Glykole in geringen Gewichtsanteilen. Ein hoher Anteil mineralischer Füllstoffe wird angestrebt, um die Schrumpfung des Dichtstoffs während der Trocknung zu reduzieren.

Charakteristik

Die erhärteten Dichtstoffe sind plastisch bis plasto-elastisch. Ihre praktische Dehnfähigkeit liegt typischerweise um 10%. Wenig gefüllte Produkte mit hohem Bindemittelanteil können auch stärker verformbar sein. Im Gegensatz zu Silikon-Dichtmassen ist Acryl geruchsneutral. Jedoch besitzen Acrylat-Dichtstoffe eine geringere Haftung und Elastizität als Silikon und sind nur bedingt Wasser abweisend. Acrylat-Dichtstoffe werden deshalb vorwiegend im Trockenbereich eingesetzt. Acrylat-Dichtstoffe können überstrichen werden.

Acrylatkleber sind vor allem für kraftschlüssige Verbindungen geeignet. Sie werden als Haftklebstoffe für Bänder und Folienkaschierungen verwendet, sowie als Montagekleber angeboten. Verbreitet sind sie als Klebstoffe für die flächige Verklebung von Bodenbelägen. Diese Anwendung wird im Datenblatt "Dispersions-Klebstoffe" beschrieben.

Lieferzustand

Als Dicht- oder -Klebstoff in Kartuschen, meist mit 300-330 ml Volumen, oder Schlauchbeuteln. Als Klebstoff auch auf selbstklebenden Bändern und Folien.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Für die Anwendungsbereiche der Dicht- und Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen existiert eine Tabelle im Bereich Service.

Da Acrylat-Dichtstoffe aufgrund der Dehnfähigkeit nur geringe Bewegungen aufnehmen können, werden sie vorwiegend für Anschlussfugen im Innenraum, für Innenfugen und zum Verfüllen von Putzrissen eingesetzt. Je nach Untergrund kann eine Vorbehandlung mit einem Primer notwendig sein. Acrylat-Dichtstoffe sind in der Regel anstrichverträglich.

Die Bedeutung als Klebstoff im Montagebereich ist geringer als die der PU- und der Silikonklebstoffe. Da Acrylat-Klebstoffe während des Aushärtens an Volumen verlieren (schwinden), sind sie vor allem für Verklebungen von direkt aufeinander liegenden Bauteilen geeignet. Da die Mindestfilmbildetemperatur eingehalten werden muss, sind sie für Klebungen im Innenraum prädestiniert.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Bei Verwendung von Acrylat-Dichtstoffen sollten lösemittelfreie Systeme bevorzugt werden. Acrylat-Dichtstoffe können kennzeichnungspflichtige Weichmacher enthalten. Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt werden, die über längere Zeiträume emittiert werden können (genaue Erläuterung s. Lebenszyklus / Nutzung). Solche Produkte werden herstellerseitig oft als "pilzhemmend" oder "fungizid eingestellt" bezeichnet. Im Sanitärbereich sind biozidfreie MS Hybrid-Dichtstoffe als Alternative verfügbar. Weichmacher werden auch in Silikon- und MS Hybrid-Dichtstoffen eingesetzt, Fungizide auch in Silikon-Dichtstoffen.

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Risikobetrachtung Lebenszyklusphasen

 

 

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Planungs- und Ausschreibungshilfen

 

 

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Referenz 1.3.1

Referenz 1.3.2 Kleb- und Dichtstoffe

Referenz 1.3.4 Kleb- und Dichtstoffe

Gefahrstoffverordnung

Referenz 1.3.6 Kleb- und Dichtstoffe

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Bei Verwendung von Acrylat-Dichtstoffen sollten lösemittelfreie Systeme bevorzugt werden. Acrylat-Dichtstoffe können kennzeichnungspflichtige Weichmacher enthalten. Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt sein, die über längere Zeiträume emittieren können (genaue Erläuterung s. Lebenszyklus / Nutzung). Solche Produkte werden herstellerseitig oft als "pilzhemmend" oder "fungizid eingestellt" bezeichnet. Im Sanitärbereich sind biozidfreie MS Hybrid-Dichtstoffe als Alternative verfügbar. Weichmacher werden auch in Silikon- und MS Hybrid-Dichtstoffen eingesetzt, Fungizide auch in Silikon-Dichtstoffen.

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Referenz 1.3.8 

Quellen

Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV):  GEV – Einstufungskriterien  Anforderungen an emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte und Vergabe des EMICODE. Stand: 15.04.2013

Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)

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Umweltdeklarationen

 

 

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Referenz 1.4.1 

Referenz 1.4.2 Kleb- und Dichtstoffe

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Bewertungssystem

 

 

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Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

Referenz 1.5.1

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

Referenz 1.5.3 alle + spez. 

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Referenz 1.5.4 

Referenz 1.5.5 Klebstoffe

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

Referenz 1.5.7 

Referenz 1.5.8 Kleb- und Dichtstofffe

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

Referenz 1.5.9

Referenz 1.5.10 Klebstoffe

Quellen

Referenz 1.5.12

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Technisches

 

 

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Technische Daten

 
Spez. Gewicht (DIN 52451-PY)
 
 
1.5 - 1.7 g/cm3
 
 
Hautbildungszeit (+23°C/50% r.F.)
 
 
10 - 25 Minuten
 
 
Aushärtungszeit
 
 
1 - 2 mm/ Tag
 
 
Shore-A-Härte
 
(DIN 53505, 8 Wochen bei +23°C/50% r.F.)
 
 
18 - 40
 
 
Volumenänderung (DIN 5245 I-PY)
 
 
10 - 25%
 
 
Maximale Bewegungsaufnahme in der Praxis
 
 
10%
 
 
Temperaturbeständigkeit
 
 
-40°C bis +80°C
 
 
Verarbeitungstemperatur
 
 
+5°C bis +30°C
 

Referenz

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN EN ISO 6927 Bauwesen - Dichtstoffe - Begriffe
DIN EN 15651 Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden und Fußgängerwegen
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Literaturtipps

 

 

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BUWAL (1995): Bauprodukte und Zusatzstoffe in der Schweiz, Schriftenreihe Umwelt Nr. 245 Umweltge­fährdende Stoffe

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

Müller, Bodo, Rath, Walter (2004): Formulierung von Kleb- und Dichtstoffen: das kompetente Lehrbuch für Studium  und Praxis, Vincentz Network, Hannover

Härig, S., Klausen, D., Hoscheid, R. (2003): Fugendichtstoffe, In: Technologie der Baustoffe, C. F. Müller Verlag Heidelberg

Permapack (o. A.): FAQ’s über Acryl–Dichtstoffe Zugriff: Online-Quelle

Poth, U., Schwalm, R., Schwartz M. (2011) Acrylatharze, Vincentz Network, Hannover

Pröbster, Manfred (2008): Erfolgreich Fugen abdichten, In: Baudichtstoffe, Vieweg + Teubner Verlag, Wiesbaden

Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)

Wolf, A. T. (ed.) (1999): Durability fo Buildig sealants, RILEM Publications, Cachan Cedex, France

Zellweger, C., Hill, M., Gehrig, R., Hofer, P. (1997): Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen, EMPA Abt. Luftfremdstoffe/Umwelttechnik, Dübendorf

 
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Rohstoffe / Ausgangsstoffe

 

 

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Hauptbestandteile

Acrylat-Dichtstoffe 2.1.1

Abb. 1: Zusammensetzung nach Funktionen

Der Bindemittelanteil aus Acrylester-Copolymeren variiert je nach Produkt stark. Im Mittel von drei ausgewerteten Rezepturen für Dichtstoffe beträgt er 44 Massen-%. Literaturangaben [Kittel  2005] weisen einen vergleichbaren Bindemittelanteil aus. Füllstoffe und Pigmente bilden die zweite wichtige Komponente. Sie ergänzen die Mischung auf rund 90%. Die Füllstoffe sind auf mineralischer Basis z.B. Kreide oder Talk. Acrylat-Dichtstoffe können auch Pigmente enthalten. Als Weißpigment wird in der Regel Titandioxid eingesetzt. Das Titandioxid wirkt gleichzeitig als UV-Schutz. Der Wasseranteil kann von wenigen Massen-% bis zu 15 % variieren. In geringeren Gewichtsprozenten ca. 0 – 5% können auch Lösemittel vorhanden sein wie z.B. Glykole. Polyacrylat-Dichtstoffe und -Kleber enthalten zudem Hilfsstoffe wie Weichmacher, Fungizide, Konservierungsmittel und Stabilisatoren in geringen Mengen (bis zu rund 3 Massen-%). Als Weichmacher kann Polyisobutylen eingesetzt werden. Auch Ester sind als Weichmacher geeignet.

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Polyacrylat-Dicht- und Klebstoffe enthalten keine nachwachsenden Rohstoffe. Die Bindemittel und die meisten Hilfsstoffe sowie ggf. die Lösemittel werden aus Erdölfraktionen gewonnen. Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle ist mit Umweltrisiken verbunden.

Die Pigmente, v.a. die Weiß­pigmente, werden aus Metallerzen in relativ energieintensiven Prozessen hergestellt. Als Füllstoffe werden Gesteinsmehle, wie z.B. Kaolin eingesetzt, deren Grundgesteine im Bergbau gewonnen und danach gemahlen werden.

Verfügbarkeit

Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von Kunststoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe zur Herstellung von Kunststoffen auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.

Die mineralischen Rohstoffe sind auch mittelfristig gut verfügbar. Die energieintensiven Abbauprozesse sind jedoch ebenfalls an die Verfügbarkeit größerer Energiemengen gekoppelt.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Bei der Herstellung der Dichtstoffe dürften kaum Produktionsabfälle entstehen. Rückstände durch Wartungsarbeiten, Fehlchargen u. dgl. können nicht wieder eingesetzt werden.

Radioaktivität

Acrylat-Dichtstoffe sind nicht radioaktiv.

Landinanspruchnahme (Landuse)

Die Erdölgewinnung für die Kunststoffherstellung ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.

Der Abbau der mineralischen Komponenten erfolgt im Tagebau (Steinbruch), was zu einer großflächigen Landschaftsveränderung führen kann.

Quellen

Kittel H., Reul H. (Hrsg.), Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage, 2005

 
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Herstellung

 

 

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Prozesskette

Prozesskette Acrylat-Dichtstoffe

Herstellungsprozess

Die Herstellung der organischen Ausgangsstoffe erfolgt in großen chemischen Produktionsanlagen. Die mineralischen Komponenten werden fast ausschließlich mechanisch bearbeitet. Sowohl Pigmente wie Gesteinsmehle werden gemahlen, bis die gewünschte Korngrößenverteilung erreicht ist.

Die Produktion der Acrylat-Dicht- und -Klebstoffe erfolgt durch Mischung der Komponenten. Die Acrylat-Copolymere und Weichmacher (z. B. Polyisobutylen) werden in Wasser dispergiert, Emulgatoren werden eingesetzt, um die festen Bestandteile vollständig zu benetzten. Der Füllstoffanteil wird so hoch wie technisch möglich gewählt. Zum einen sind Füllstoffe billiger als Kunststoffe, zum anderen führt ein hoher Füllstoffanteil zu gut verfestigenden, langzeitstabilen Produkten.

Umweltindikatoren / Herstellung

Referenz 2.2.3 

Graue Energie

In Ökobau.dat sind Lebenszyklus-Daten für Acrylat-Dichtmassen verfügbar. Die Graue Energie für ein Kilogramm Acrylat-Dichtmasse wird mit 73.5 MJ/kg ausgewiesen. Bei einem Fugenquerschnitt von 5 x 5 mm liegt der Dichtstoffverbrauch bei etwa 25 ml Dichtstoff / Meter Fuge. Der Verbrauch pro Meter Fuge als Masse ausgedrückt liegt damit bei 34 g/m.

In der unten stehenden Tabelle werden die Grauen Energien (Primärenergie nicht regenerierbar) der drei Dichtstoffe auf Acrylat-, MS Hybrid- und Silikonbasis verglichen.

  Acrylat MS Hybrid Silikon
Primärenergie nicht regenerierbar ~ 2.5 MJ / m Fuge  vermutlich > 5 MJ / m Fuge 1)  ~ 3.4 – 5.1 MJ / m Fuge

1) siehe MS Hybrid-Dichtstoffe, Blatt Herstellung

Dichtmassen und Klebstoffe  tragen allerdings nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei. Eine Optimierung hinsichtlich der Grauen Energie sollte deshalb bei den Baustoffen ansetzen, die in größeren Mengen verbaut werden.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien stellt die Mischung von Acryldichtmassen aus den Grundstoffen keine erhöhten Anforderungen bezüglich Arbeitsschutz.

Maßnahmen Umweltschutz

Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien, der Entsorgungshinweise und der gesetzlichen Vorgaben im Umgang mit anfallenden Produktionsabfällen sind keine speziellen Umweltrisiken bei der Mischung der Dichtmassen ersichtlich.

Quellen

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

 
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Verarbeitung

 

 

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Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Acrylat-Dichtstoffe sind weniger empfindlich gegenüber leicht feuchten Untergründen als MS Hybrid- oder Silikat-Dichtstoffe. Eine Übersicht über die Einsatzgebiete gibt die Vergleichstabelle der Anwendungsgebiete. Niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit verlängern die Trocknungszeit von Acrylat-Dicht- und Klebstoffen. Die von den Herstellern angegebenen Minimaltemperaturen sind unbedingt einzuhalten. Es ist dabei an die ganze Durchhärtungszeit zu denken, also z. B. auch Nachttemperaturen. Höhere Temperaturen führen zu einer schnelleren Trocknung und einer verbesserten Flexibilität der fertigen Fuge oder Klebung. Die vom Hersteller angegebene Höchsttemperatur darf jedoch ebenfalls nicht überschritten werden. Insbesondere Weichmacher können bei zu hohen Temperaturen aus dem Produkt ausdampfen, was zu einer spröden oder klebrigen Fuge oder Klebung führen kann.

Im Außenraum dürfen nur Acrylat-Dicht und -Klebstoffe eingesetzt werden, die vom Hersteller ausdrücklich als dafür geeignet gekennzeichnet sind.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Acrylat-Dicht- und Klebstoffe geben bei der Aushärtung Glykole ab. Eine ausreichende Arbeitsplatzbelüftung ist deshalb empfehlenswert.

REACH / CLP

Referenz 2.3.2.3 Stoffe + Gemische

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

Die GISBAU führt die Produktgruppe  "Acryldichtungsmassen, lösemittelfrei". Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES.

Bei gewissen Acrylat-Dichtstoffen werden Lösemittel eingesetzt, die während der Aushärtung in die Umgebungsluft emittiert werden. Der VOC-Gehalt liegt im Bereich vom 0 – 50 g/kg Dichtstoff. Die Lösemittel können je nach Typ und Konzentration gesundheitsschädlich sein.

Emissionen

Um die Haftung der Dichtmassen oder Klebstoffe auf den Oberflächen zu verbessern, werden zum Teil lösemittelhaltige Voranstriche eingesetzt. Bei der Verwendung von lösemittelhaltigen Produkten muss generell mit Grenzwertüberschreitungen und den damit verbundenen Ge­sundheitsgefahren gerechnet werden. Obwohl bei Fugendichtungen und punkt- oder linienförmigen Klebungen die bearbeitete Ober­fläche relativ klein ist, ist auch hier beim Verarbeiten von lösemittelhaltigen Voran­strichen Vorsicht geboten. Es sollten wenn möglich aromatenfreie oder -arme Produkte verwendet werden.

 
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Nutzung

 

 

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Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Nach dem Aufbringen des Acrylat-Dicht- oder Klebstoffes aus der Kartusche in die Fuge oder auf die Oberfläche beginnt die Trocknung. Dabei geben Acrylat-Dicht- und Klebstoffe vor allem Glykole ab. Die Emissions-Spitze trat bei allen in der Studie von Horn et al. gemessenen Acrylat-Dichtstoffen am ersten Tag auf. Danach gehen die Emissionen bis zum 28. Tag kontinuierlich zurück, allerdings nicht auf null. Die Trocknungzeit beträgt also für alle gemessenen Acrylate mehr als 28 Tage.

Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Dichtstoffe formuliert.

Von sieben in der Studie von Horn et al. getesteten Acryldichtmassen erfüllten vier die Anforderungen an die Emissionen des AgBB-Schemas, drei erfüllten die Anforderungen nicht.

Um das Emissionsverhalten von Produkten zuverlässig beschreiben zu können, vergibt die GEV (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V., Düsseldorf) das EMICODE-Produktelabel. Dichtstoffe mit EMICODE-Klassierungen EC1plus, EC1 oder EC2 weisen deutlich geringere Emissionen auf, als im AgBB-Bewertungsschema gefordert.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Acrylat-Dichtstoffen emittieren vor allem Glykole, die als Lösungsmittel und Weichmacher eingesetzt werden. Da es sich um hochsiedende Komponenten handelt, können sie auch über einen längeren Zeitraum aus den Dicht- und Klebstoffen ausgasen. Emissionen von Weichmachern u.a. Phtalaten welche in den Acrylat-Dichtstoffen oft eingesetzt werden, konnten in Prüfkammermessungen nicht nachgewiesen werden. Es kann deshalb von lediglich geringen Weichmacher-Emissionen in die Innenraumluft ausgegangen werden. Aus Fugendichtungen werden zudem Ester, Alkane und Aromaten emittiert. In den Prüfkammermessungen nahmen die Emissionen rasch ab. Lang andauernde Emissionen bei den Anwendungen im Innenraum können jedoch aufgrund der Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden. 

Mit Fungiziden ausgerüstete Acrylat-Dichtstoffe geben diese funktionsbedingt über längere Zeiträume in die Umgebung ab.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Acrylat-Dichtstoffe werden aufgrund der bedingten Wasserbeständigkeit ausschließlich im Innenraum angewendet. Emissionen in den Außenraum sind deshalb nicht zu erwarten.

Radon und Abdichtungsmaßnahmen

Für die Abdichtung bestehender Gebäude gegen eindringendes Radon können Dichtmassen für den Verschluss bestehender Fugen eingesetzt werden. Radon gelangt aus dem Untergrund zuerst in die Kellergeschosse eines Gebäudes und von dort in das restliche Gebäude. Über die Entstehung von Radon im Untergrund und die damit einhergehende Radonproblematik informiert der Lexikonbegriff natürliche Strahlenexposition ausführlich.

Bei Neubauten in Gebieten mit erhöhter Radon-Belastung soll die Belastung am Baustandort abgeklärt werden. Falls eine erhöhte Radonbelastung festgestellt wird, sind Maßnahmen vorzusehen, um die Belastung des Innenraums mit Radon niedrig zu halten. Mögliche Maßnahmen sind im konkreten Fall zu planen. Möglich sind Maßnahmen zur Ablüftung der Kellerluft bei gleichzeitiger Abdichtung der Obergeschosse, zur Ableitung außerhalb des Gebäudes (Drainage) oder zur Abdichtung der Gebäudehülle. Alle Abdichtungsbahnen sind grundsätzlich für die Radonabdichtung geeignet. Wesentlich für den Erfolg der Maßnahme ist die Radon-dichte Ausführung aller Anschlüsse und Nähte.

Weitere Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Wassereinwirkung

Kurzfristige Feuchte- oder Wasserbelastungen schaden einer Fuge aus Acrylat-Dichtstoff nicht. Die Haftwirkung einer Klebung kann möglicherweise vorübergehend vermindert werden. Acrylat-Dicht- und Klebstoffe sind jedoch nicht beständig gegen langandauernde Wassereinwirkung. Teile des Dicht- oder Klebstoffes können über längere Zeit wieder im Wasser gelöst werden. Sie können also nicht in Bereichen mit stehendem Wasser eingesetzt werden. Bei der Zersetzung eines Dichtstoffs durch anhaltende Wassereinwirkung können die enthaltenen Biozide freigesetzt werden.

Beständigkeit Nutzungszustand

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.

Datenbank als PDF

Instandhaltung

Die größte Gefahr für eine Zerstörung von Fugen im Innenraum stellt der Bewuchs durch Schimmelpilze und andere Mikroorganismen dar. Zur Vermeidung der Schimmelpilzbildung ist auf eine gute Belüftung der Nassräume und die Vermeidung dauerfeuchter Fugen zu achten. Wenn eine Fuge durch Schimmelpilze befallen ist, kann eine Sanierung nur durch Ersatz der Fuge erfolgen.

Quellen

Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)

 
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Nachnutzung

 

 

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Wiederverwendung / Wiederverwertung / Beseitigung

Referenz 2.5.1 Kleb. und Dichtstoffe