Produktgruppeninformation
Sie befinden sich in einem WECOBIS-Oberbegriff mit übergeordneten Informationen. Detailliertere Informationen, z.B. zum Lebenszyklus und zur Umwelt- und Gesundheitsrelevanz, findet man in den untergeordneten Produktgruppen.
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Begriffsdefinition
Die Bauproduktgruppe Verglasungen behandelt Bauglas mit dem Verwendungszweck Raumabschluss / Fenster.
Als Bauglas werden Glaserzeugnisse und glasige Werkstoffe bezeichnet, die in bautechnischen Funktionen Anwendung finden und nach Verwendungszweck, geometrischer Form oder Fertigungstechnologie unterschieden werden.
Bei dem im Bauwesen verwendeten Glas handelt es sich zum Großteil um Kalk-Natronsilicat-Glas.
Die Widerstandsfähigkeit von Kalk-Natronsilicat-Gläsern gegen schroffe Temperaturwechsel, z.B. im Brandfall, ist wegen der vergleichsweise hohen Wärmedehnung gering. Für Brandschutzverglasungen kommen deshalb wegen ihrer geringen Wärmedehnung auch Borosilicatgläser zur Verwendung.
Wesentliche Bestandteile
Kalk-Natronsilicat-Glas besteht aus den Rohstoffen Quarzsand, Soda, Kalkstein und Dolomit und zeichnet sich durch gute Lichtdurchlässigkeit und eine glatte, porenfreie Oberfläche aus. Die im Quarzsand meist vorhandenen Spuren an Eisenoxid bewirken die grüne Eigenfarbe der Gläser, welche vor allem bei Glasscheiben stärkerer Dicke bemerkbar wird.
Durch Einsatz eines besonders eisenoxidarmen Quarzsandes ist es möglich, diese Grünfärbung nahezu aufzuheben. Glas hat dann so gut wie keine Eigenfarbe mehr und wird als eisenarmes oder extraweißes Glas bezeichnet.
Borosilicatgläser enthalten einen höheren Anteil an Siliziumdioxid und einen Zusatz von Bortrioxid.
Charakteristik
Glas ist eine erstarrte, unterkühlte Flüssigkeit. Es hat keinen Schmelzpunkt, sondern geht bei Erwärmung kontinuierlich von einem festen Zustand in den plastisch-viskosen und später in den flüssigen Zustand über, ohne seine Struktur zu verändern.
Transparenz
Glas ist undurchlässig für Flüssigkeiten und Gase, aber durchlässig für das sichtbare Licht, weil im Inneren keine Grenzflächen vorhanden sind, die das Licht reflektieren können und die atomare Struktur von Glas das sichtbare Licht nicht absorbiert.
Eine zerbrochene ESG-Scheibe wird undurchsichtig und weiß, weil viele Grenzflächen entstanden sind, an denen das auftreffende Licht reflektiert wird.
Kennzeichnung der Transparenz: Lichtdurchlässigkeit TL (siehe Technische Daten)
zum Vergleich / unverglaste Maueröffnung: TL = 100%
Festigkeit
Der hohe Anteil an Sand ist für die Härte und Festigkeit, gleichzeitig aber auch für die Sprödigkeit von Glas maßgebend. Die Sprödigkeit führt bei einer minimalen Überschreitung der elastischen Verformung zum Bruch einer Glasscheibe, weil im Bereich der Bruchdehnung praktisch keine plastischen Verformungen möglich sind.
Beständigkeit
Im Allgemeinen ist Kalk-Natron-Glas gegen Säuren und Laugen beständig. Es ist aber in geringem Umfang wasserlöslich, weswegen es unter ungünstigen Umständen, z.B. bei horizontal angeordneten Verglasungen, auf denen Regenwasser stehen bleibt, zur Erblindung kommen kann. Durch stehendes Wasser oder permanente Feuchte werden vor allem Natriumionen aus dem Glasgefüge herausgelöst. Solche Auslaugungen können auch durch den Kontakt von Glas mit Mineralputzen, frischem Beton oder durch extreme alkalische Reinigungsmittel verursacht werden.
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Glas ist ein Baustoff, dessen Einsatz im Hochbau unverzichtbar ist. Die Verglasung einer Fassade versorgt den Innenraum mit Tageslicht und stellt die optische Verbindung zum Außenraum her.
Der Energiehaushalt eines Gebäudes wird durch Verglasungen aufgrund von Wärmeverlusten oder Energiegewinnen beeinflusst. Aufgrund der heutigen Wärmeschutzanforderungen ist daher z.B. eine Entscheidung zwischen Isolierglas oder Einfachglas nicht zu treffen.
Schadstoffbelastungen durch Glas im eingebauten Zustand sind nicht bekannt. Eine Untersuchung über das Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen hat ergeben, dass Glas bedeutungslos für VOC-Emissionen im Innenraum ist.
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Kalk-Natronsilicat-Glas: Float-, Ornament-, Pressglas, Glasfaser, Dämmstoffe aus Glas
Borosilicatglas: Floatglas
Ca. 15 - 25% der Flachglasproduktion werden für die Fahrzeugproduktion eingesetzt.
Einteilungssystematik
Glas wird nach seinem Verwendungszweck, der geometrischen Form und der Fertigungstechnologie unterschieden. Die DIN EN 572 – Glas im Bauwesen – stellt die Eigenschaften der unterschiedlichen Gläser dar.
Verwendungszweck: | Geometrische Form: | Fertigungstechnologie: | Bauproduktgruppen in WECOBIS: | |
Raumabschluss |
Flachglas |
gegossen gewalzt gepresst |
Verglasungen: | |
Dämmung Verstärkung |
Schaumglas Glasfasern Perlit-Körner/-Granulat |
geschäumt gezogen gebläht |
Dämmstoffe: Schaumglas |
|
Zuschlag |
Perlit-Körner/-Granulat |
gebläht | Grundstoffe: |
Des Weiteren ist es möglich Gläser nach Ihrem Wärmedurchgangskoeffizienten U, dem Gesamtenergiedurchlassgrad g und ihrer Lichtdurchlässigkeit τ zu differenzieren.
Einteilung der Bauproduktgruppe Verglasungen in WECOBIS
Basisgläser: | Funktions-Flachgläser: | ||
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Verbundgläser |
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Beschreibungssystematik
In den vorliegenden Produktgruppen sind verschiedene gängige Glasarten mit ihren spezifischen Eigenschaften beschrieben.
Die in WECOBIS gewählte Einteilung nach Basisgläsern und Funktionsgläsern soll es ermöglichen, Informationen zu unterschiedlichen Glaskombinationen zusammenzustellen.
Unter Basisgläser finden sich Informationen, die für alle anderen Produktgruppen unter Verglasungen gültig sind. Floatglas und Gussglas bilden die Grundlage für alle Funktions-Flachgläser. Bei den Funktionsgläsern werden produktgruppenrelevante Eigenschaften (z.B. Färbung, Beschichtung) beschrieben.
Quellen
Scholz, Hiese: Baustoffkenntnis S. 118-121, 16. Auflage, Werner Verlag, Köln 2007.
Zellweger, C. et al; Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen. Methodik und Resultate; 1995; Bundesamt für Energiewirtschaft; Zürich