Produktgruppeninformation |
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BegriffsdefinitionFormaldehydharz ist der Oberbegriff für eine ganze Gruppe von Kunstharzen, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Allen gemeinsam ist Formaldehyd, das mit einem oder mehreren Reaktionspartnern kombiniert werden kann. Die Harze werden durch Umsetzung von Formaldehyd mit Harnstoff, Melamin, Phenol oder Resorcin hergestellt. Formaldehydharze gehören zu den ältesten Kunststoffprodukten. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Novolake (aus PF-Harz) als Ersatz für Schellack eingeführt. Seit 1910 gibt es die als Bakelite bekannten Phenolharz-Formmassen. Die industrielle Herstellung von Harnstoff-Formaldehydharzen begann 1926. Formaldehydharze werden nach den eingesetzten Reaktionspartnern für Formaldehyd eingeteilt. Die wichtigsten Typen umfassen:
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Wesentliche BestandteileBei der chemischen Reaktion zwischen Formaldehyd und den Reaktionspartnern wird Wasser abgespalten, weshalb man häufig auch von Kondensationsharzen spricht. Die Aushärtung der Harze erfolgt durch Erhitzen und/oder Zugabe von Katalysatoren oder Härtern. Nach der Reaktion liegt Formaldehyd chemisch gebunden abwechselnd mit den Reaktionspartnern in Ketten vor. Bei Zugabe von Härtern werden die Ketten vernetzt. Man spricht in diesen Fällen von säurehärtenden Lacken. | ||||||||||||||||||||||||
CharakteristikFormaldehyd ist bei Zimmertemperatur gasförmig, löst sich jedoch sehr gut in Wasser. Eine wässrige Lösung mit bis zu 40% Formaldehyd wird als Formalin bezeichnet. Die Reaktionspartner sind Massenprodukte aus der Grundstoffchemie. Formaldehydharze haften sehr gut auf Holz und mineralischen Werkstoffen und werden deshalb als Bindemittel für Spanplatten und Steinwolle- oder Glaswolle-Dämmungen eingesetzt. | ||||||||||||||||||||||||
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und GesundheitsrelevanzFormaldehydharze sind die am häufigsten auftretende Quelle für Formaldehyd-Emissionen im Innenraum. Zum Thema Formaldehyd gibt es ein Sonderthema in WECOBIS: Formaldehyd - Eigenschaften, Verwendung, Regelung, Sanierung | ||||||||||||||||||||||||
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)Die Bedeutung der Formaldehydharze, die heute nur noch als Holzwerkstoffbindemittel und säurehärtende Lacke angewendet werden, nimmt ab. Sie werden mehr und mehr durch Polyurethane verdrängt. Für Melamin-Formaldehydharze wird auch die Bezeichnung Melaminharze und für Phenol-Formaldehydharze die Bezeichnung Phenolharze verwendet.
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Produktionsmenge und Verbrauchszahlen
Jahresproduktionsmenge
Jahresverbrauchszahlen
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L. Pilato (Hrsg.), Phenolic Resins: A century of progress, Springer, 2010 Produktionszahlen und Verbrauchszahlen: Consultic, Kunststoffe in Deutschland, Kurzfassung, PlasticsEurope, Brussels, 2010, plasticseurope
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Risikobetrachtung Lebenszyklusphasen |
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Planungs- und Ausschreibungshilfen |
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Umweltdeklarationen |
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Bewertungssystem |
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Technisches |
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Technische Daten
Bei den angegebenen Daten handelt es sich um typische Werte, bezogen auf ausgehärtete Produkte. Die technischen Daten für spezielle Produkte können von den angegebenen Werten abweichen, da sich die Produkte hinsichtlich der Zusammensetzung (Anteil von Füllstoffen usw.) stark voneinander unterscheiden können. | ||||||||||||||||||||
Referenz | ||||||||||||||||||||
Technische Regeln (DIN, EN)
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Literaturtipps |
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Rohstoffe / Ausgangsstoffe |
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HauptbestandteileDie Datenlage über den Rohstoffverbrauch in der Produktion von Formaldehydharzen ist ungenügend, es sind keine zuverlässigen Daten über die Mengen an Rohstoffen zur Herstellung von Formaldehydharzen verfügbar. | |
Umwelt- und GesundheitsrelevanzGewinnung der PrimärrohstoffePhenol, Resorcin und Formaldehyd können aus allen fossilen Rohstoffen (Erdöl, Erdgas, Kohle) gewonnen werden. Es handelt sich um Grundstoffe, die in großen Mengen produziert werden und in der chemischen Produktion vielfältige Verwendung finden. Es sind Ausgangs- und Hilfsstoffe für sehr viele chemische Industriezweige. Harnstoff und Melamin haben ihren Ursprung in der Luft. Aus Luftstickstoff wird in einer energieintensiven Umwandlung Ammoniak gewonnen, das als Zwischenprodukt für die Harnstoffsynthese dient. Harnstoff ist wiederum Zwischenprodukt für Melamin. Auch Harnstoff und Melamin sind Chemikalien, die in der Düngemittel-, Pestizid- und Farbchemie Schlüsselrollen spielen und weltweit in großen Mengen produziert werden. Verwendung von Recyclingmaterialien / ProduktionsabfällenFür Formaldehydharze gibt es kein Recycling. Produktionsabfälle können höchstens als Zuschlagstoffe erneut in der Produktion eingesetzt werden. RadioaktivitätRadioaktivität spielt für Formaldehydharze keine Rolle Landinanspruchnahme (Landuse)Die Erdölgewinnung beansprucht verhältnismäßig kleine Flächen. Allerdings können Tankerunfälle zu großräumigen Verschmutzungen führen. | |
Herstellung |
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Prozesskette | ||||||||||||
HerstellungsprozessDie Herstellung von Formaldehyd und den Reaktionspartnern findet in Betrieben der chemischen Großindustrie statt. Formaldehyd wird aus Erdöl/Erdgas über die Zwischenstufe Methanol hergestellt. Phenol und Resorcin zur Herstellung der PF-/RF-Harze und entsprechender Kombinationen (PRF-Harze) werden ebenfalls aus Erdöl/Erdgas über die Zwischenstufen Propen und Benzol hergestellt. Harnstoff und Melamin, die zur Synthese von UF-/MF-Harzen und entsprechender Kombinationen (MUF-Harze) benötigt werden, werden aus Stickstoff und Wasserstoff hergestellt. Anschließend werden die entsprechenden Harze aus den Komponenten hergestellt. Die sog. Vorkondensate - die flüssigen, in Wasser gelösten, noch nicht ausgehärteten Harze - werden an die verarbeitende Industrie geliefert, welche die Harze zur Herstellung von Spanplatten oder Lacken verwendet. Die fertigen Produkte werden durch Erhitzen und/oder Zugabe von Härtern zum festen Harz ausgehärtet. | ||||||||||||
Umweltindikatoren / HerstellungReferenz Graue EnergieDie Datenlage über die Graue Energie der Herstellung von Formaldehydharzen ist dürftig. Die Ökobilanzdatenbank ecoinvent beinhaltet Datensätze für die Herstellung von Harnstoff-Formaldehydharz (UF) und Melaminformaldehydharz (MF-Harz). Die Daten basieren auf Literaturwerten und -angaben für die Produktion. Die Grundlagen für die Daten in der verwendeten Literatur sind nicht bekannt. Die Daten für das Vorprodukt Melamin sind ebenfalls mit großen Unsicherheiten behaftet. Verlässlicher sind die Daten zur Harnstoffproduktion und zu Formaldehyd.
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Charakteristische EmissionenPhenol, Formaldehyd und Benzol sind in der Produktion auftretende Gefahrstoffe, die kontrolliert werden müssen, siehe auch Maßnahmen zum Gesundheitsschutz. | ||||||||||||
Maßnahmen GesundheitsschutzBei der Herstellung der Vorprodukte sind als Gefahrstoffe mit erheblichem Risikopotential beteiligt: Formaldehyd, Benzol. In den Herstellerbetrieben sind umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen notwendig. Auch in den verarbeitenden Betrieben entstehen Emissionen von Formaldehyd, Phenol und anderen Gefahrstoffen. Hier sind ebenfalls umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen notwendig. Formaldehyd ist als giftig eingestuft. Es steht im Verdacht Krebs zu erzeugen (H351 / R40) und kann sensibilisierend wirken (H317 / R43). Weil Formaldehyd bei Zimmertemperatur gasförmig ist, müssen besondere Arbeitsschutzmaßnahmen getroffen werden. Phenol ist als giftig eingestuft. Es verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden (H314). Phenol kann vermutlich genetische Defekte verursachen (H341) und kann die Organe schädigen (H373). | ||||||||||||
Verarbeitung |
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Arbeitshygienische RisikenAllgemeinesDie Formaldehydharze werden mit Ausnahme der säurehärtenden Parkettsiegel nicht auf der Baustelle verarbeitet. Säurehärtende Lacke für Parkettoberflächenbehandlungen sind u.a. wegen der Formaldehyd- und Härteremissionen während der Verarbeitung sehr aggressiv. Sie werden aus arbeitshygienischen Gründen heute auf der Baustelle kaum mehr verwendet und können durch Versiegelungen auf Wasserbasis ersetzt werden. Zu arbeitshygienischen Risiken der Formaldehydleime siehe Stoff-/Produktgruppen GISBAU. AGW-WerteFür Formaldehyd existiert in Deutschland kein AGW gemäß TRGS 900 (Stand Juli 2012). REACH / CLPKunststoffe werden als Stoffe eingestuft.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Gefahrensätze, wie sie von den Produzenten im Rahmen des REACH-Verfahren gemeldet wurden. Die Tabelle führt alle Notifikationen auf, die von einer größeren Anzahl Produzenten gemeldet wurden. Zum Zeitpunkt der Informationsbeschaffung existiert keine harmonisierte Einstufung (Juni 2012). Ein Handelsprodukt wird nicht in jedem Fall alle H-Sätze ausweisen. Informationen über konkrete Produkte können dem Sicherheitsdatenblatt des Produkts entnommen werden.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAUkeine | ||||||||||||||||||||||||
Nutzung |
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Umwelt- und Gesundheitsrisiken NeuzustandDer Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Produkte formuliert, die Formaldehydharze enthalten. | ||||||||||||||||||||||||||||
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer NutzungSchadstoffabgabe / Emissionen in den InnenraumAus chemischen Gründen ist insbesondere die Reaktion zwischen Formaldehyd und Harnstoff nicht ganz vollständig. Es verbleibt immer ein Rest von gasförmigem, nicht gebundenem Formaldehyd im ausgehärteten Produkt. Diese Reste an freiem Formaldehyd können über eine längere Zeit an die Umgebung abgegeben werden und die Innenraumluft belasten. Formaldehyd hat ein auffälliges toxikologisches Profil und kann vor allem bei sensibilisierten Personen in sehr geringen Konzentrationen zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen. Erfahrungswerte von Formaldehydwirkungen im Innenraum
Schadstoffabgabe / Emissionen in den AußenraumZur Herstellung der ausgehärteten Produkte werden je nach Harz verschiedene Härter verwendet. Zur Aushärtung der UF-Harze werden Ammoniumsalze, Peroxide oder andere Chemikalien verwendet. Über negative Auswirkungen dieser Additive sind bisher keine Informationen bekannt geworden. | ||||||||||||||||||||||||||||
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im SchadensfallBrandfallUnter Hitzeeinwirkung können aus Formaldehydharzen Formaldehyd und Phenol freigesetzt werden. Formaldehyd entsteht allerdings bei jeder Verbrennung, es ist sozusagen ein Zwischenprodukt bei der Umwandlung von organischem Kohlenstoff in Kohlendioxid. Formaldehyd ist sowohl in Zigarettenrauch wie in Autoabgasen nachweisbar. WassereinwirkungMit Harnstoff-Formaldehydharzen (UF-Harze) gebundene Holzplatten sind nicht wasserfest. Relativ wasserfest sind hingegen mit Melamin-Formaldehydharzen (MF-Harze) gebundene Holzwerkstoffe. Mit Phenol-Formaldehydharzen (PF-Harze) gebundene Holzbauteile sind wasserbeständig. | ||||||||||||||||||||||||||||
Beständigkeit Nutzungszustand
Alles in allem gibt es kein Formaldehydharz, das absolut beständig ist. Die Materialwahl ist deshalb auf das jeweilige Anforderungsprofil bzw. den Anwendungsbereich auszurichten. | ||||||||||||||||||||||||||||
Nachnutzung |
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Wiederverwendung / Wiederverwertung / BeseitigungReferenz | ||
Umwelt- und Gesundheitsrisiko RückbauBei einem geordneten Rückbau kommt es zu keinen besonderen Umwelt- oder Gesundheitsrisiken. | ||
WiederverwendungDa Formaldehydharze im Baubereich hauptsächlich als Bindemittel eingesetzt werden, ist eine Wiederverwendung nur als Teil einer Wiederverwendung des gesamten Bauteils möglich. | ||
Stoffliche VerwertungFormaldehydharze gehören zu den Duroplasten und sind deshalb stofflich kaum wiederverwertbar. Als Bindemittel und Lacke sind sie ohnehin nicht vom gebundenen bzw. behandelten Material trennbar, womit eine stoffliche Verwertung zu neuem Kunststoff nicht möglich ist. | ||
Energetische VerwertungMelamin- und Harnstoffharze verursachen vor allem in Altholzverbrennungsanlagen aufgrund ihres Stickstoffgehaltes erhöhte Stickoxidemissionen. Abgesehen von diesem Effekt verursachen Formaldehydharze in Müllverbrennungsanlagen keine besonderen Probleme und keine Rückstände. Eine energetische Verwertung einzelner Formaldehydharze ist i.d.R. aufgrund ihrer Einbindung in andere Materialien nicht möglich. Formaldehydharze in Verbindung mit Holzwerkstoffen werden zusammen mit diesen energetisch verwertet. | ||
Beseitigung / Verhalten auf der DeponieGemäß TA-Siedlungsabfall 2005 dürfen alle Abfälle, die Formaldehydharze enthalten und nicht verwertet werden können, nur auf Deponien abgelagert werden, wenn sie Grenzwerte für den organischen Anteil einhalten. Gemäß Anhang B der TA-Siedlungsabfall sind 3 Masse-% organisches Material erlaubt für Deponien der Deponieklasse I und 5 Masse-% für Deponien der Deponieklasse II. Über das Langzeitverhalten von Formaldehydharzen in Deponien liegen keine Informationen vor. | ||
EAK-Abfallschlüssel
Der Abfallschlüssel für Kunststoff wird für Formaldehydharze kaum zur Anwendung gelangen, da sie üblicherweise als Bindemittel eingesetzt werden. In diesen Fällen sind die EAK-Abfallschlüssel der Hauptkomponente maßgebend. Weitere mögliche EAK-Abfallschlüssel aufgrund der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten sind ggf. in den zugeordneten Bauproduktgruppen enthalten. | ||